4.4 Weiteres Wachstum der Stadt

4.4.1 Die Verdichtung der Vorstädte und deren Eingemeindung zur Stadt


Im folgenden soll das weitere Wachstum der Stadt interessieren. Zunächst jedoch schließt sich eine Betrachtung zur innerstädtischen Verdichtung an.
Mit der Bauordnung von 1827 und der Übergabe der Baupolizei in die Zuständigkeit des Rats waren entscheidende Weichen für eine geordnete, bürgerlich-liberal orientierte Stadtentwicklung gestellt. Nach anfänglicher architektonisch und städtebaulicher Stagnation im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts folgte der politischen Umgestaltung 1830/31 eine allmähliche Belebung der wirtschaftlichen Konjunktur, die einen raschen Bevölkerungsanstieg nach sich zog.(87)
In den späten 40er und 50er Jahren setzte ein starker Wachstumsschub in den älteren Vorstädten und an dessen Rändern ein. Die Vorstädte, ihrer untergeordneten Rolle als zweitrangige, vor der eigentlichen Stadt liegenden Gemeinden enthoben, wurden aufgewertet. An einigen Punkten entwickelten sie sich zu attraktiven Baustandorten, insbesondere an den Verkehrsknotenpunkten der ehemaligen Stadttore.
Auf die Entstehung des Landhausviertels in offener Bauweise entlang der abgerissenen Festungsmauer auf Neustädter Seite zwischen der Neuen Königsstadt und dem Neuen Anbau wurde bereits im ersten Teil der Arbeit eingegangen. Die selbständige Amtsgemeinde "Neuer Anbau" nebst den sogenannten Scheunenhöfen und der neue Stadtteil um den Bautzener Platz (später Albertplatz) wurden auf Ersuchen der Einwohner des Neuen Anbaus 1835 zur Stadt Dresden eingemeindet und verwaltungstechnisch vereint.(88) Das Gebiet erhielt den Namen Antonstadt nach dem zu dieser Zeit regierenden König Anton (1826-1836). Jahrzehnte der Rechtsunsicherheit in Bezug auf Stadt- und Bürgerrechte waren damit aufgehoben.
Im gleichen Jahr erfolgte die Einverleibung der bis dahin ebenfalls selbständigen Gemeinde Friedrichstadt.(89) Dieser Stadtteil blieb vom übrigen Stadtgebiet durch die Eisenbahntrasse und den Weißeritzfluß abgeschnitten. Noch Jahre später gab es lediglich eine Zufahrtsmöglichkeit über die Weißeritzbrücke.
Auf Altstädter Seite konnte 1836 die Einteilung der linkselbischen Vorstädte in zehn Rats- und zwei Amtsgemeinden aufgehoben werden.(90) Für diese wurden seitdem nur noch die auch schon im 18. Jahrhundert üblichen Benennungen Pirnaische-, See- und Wilsdruffer Vorstadt gebraucht. Die Verschmelzung der Vorstädte mit der Kernstadt zu einem zusammenhängenden Stadtorganismus stellt für die städtebauliche Entwicklung Dresdens im 19. Jahrhundert einen bedeutungsvollen Einschnitt dar, veränderte sich doch die gesamte Optik auf die Stadtstruktur.
Die Stadt war nun auf mehr als das Doppelte ihres Territoriums bis zur Entfestigung angewachsen. Das politische Stadtgebiet innerhalb der polizeiliche Verwaltungsgrenze umfaßte nun 28,6 qkm. Die Stadtgrenze hatte sich an den Rand der Vorstädte verschoben und wurde noch bis Mitte des 19. Jahrhundert von der das Weichbild umgrenzenden Akzisemauer gebildet, die aus Bretterzäunen und später nur noch aus Zollschlägen bestand.
Der räumlichen Ausdehnung folgte bald eine beschleunigte Umstrukturierung im vorstädtischen Produktionsprofil. Die noch im 18. Jahrhundert vornehmlich dörflich-agrarisch orientierten Vorstadtgemeinden wandten sich handwerklich-gewerblicher und industrieller Produktion zu. In diesem Prozeß wandelten sich die Vorstädte mehr und mehr zu urbanen, dichten, städtischen Zentren. Das geschah durch erhöhte Ausnutzung des schon bebauten Raumes wie z.B. Aufstockungen und Bebauen von vorher freien Hofflächen. Dabei konnte es die Baupolizei trotz der rigorosen Bebauungsvorschriften nicht immer verhindern, daß der Aufbau teilweise willkürlich vonstatten ging und manchmal sogar wuchernden Charakter annahm, so daß es bald zu Beschwerden der Oberbehörde kam.

Die Entwicklung des Stadtwachstums verlief bis zur Jahrhundertmitte in radialer Ausdehnung, d.h. besonders an den alten Ausfallstraßen, wie z.B. der Bautzener- oder der Freiberger Landstraße. Außer dem Grundgerüst der Bauordnung von 1827 gab es dabei keine umfassende Stadtplanung, die einen größeren städtischen Zusammenhang berücksichtigte.
Tendenziell entwickelte sich das Baugeschehen in dieser Zeit vor allem in Nord- Süd- Richtung. Im Westen der Stadt blockierten die Eisenbahn mit ihren fehlenden Bahnübergängen und der Weisseritzfluß die Ausdehnung der Stadt. Eine östliche Stadterweiterung wurde durch die administrative Maßnahme eines königlichen Bauverbotes von 1826, welches bis in die sechziger Jahre Bestand hatte, aufgehalten. Es wurde in erster Linie aus Landschafts-schutzgründen erlassen, "um die als Zierde der Umgebung anzusehende Freiheit des Terrains zwischen Großen Garten und der Stadt" zu erhalten".(91) Ebenfalls aus ästhetischen sowie bioklimatischen Gründen hielt man die barocke Anlage des Großen Gartens bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts von einer sie umgebenden Bebauung frei.
Traditionell war die Pirnaische Vorstadt weniger besiedelt und gewerblich genutzt als die anderen Vorstädte.(92) Das lag nicht zuletzt an der Hochwassergefährdung dieses elbnahen Bereiches. Unter diesen Umständen existierten schlechte Verkehrsverbindungen mit ungepflasterten Straßen bis in die 50er Jahre.

4.4.2 Stadterweiterungen bis 1850

Englisches Viertel


Neben der Überbauung bestehender Vorstadtquartiere erfolgte die Anlage neuer Wohnviertel. Mit steigender Beliebtheit zogen gehobenes Bürgertum und Adel, aber auch besser gestellte Mittelschichten aus den engen Arealen der barocken Innenstadt in die grünen aufgelockerten Vororte. Neue Arbeitsformen und eine erweiterte Mobilität durch verbesserte Verkehrsmittel gestatteten eine räumliche Trennung von Arbeits- und Wohnort.
Die meisten Stadterweiterungsquartiere in Dresden um die Mitte des 19. Jahrhunderts gingen nicht in erster Linie auf einen vorausplanenden Entwurf seitens der Baubehörde zurück. Vielmehr erschloß sich eine rege Privatinitiative auf den Grundlagen der Bauordnung neue Siedlungsflächen, denen dann nach einiger Zeit die regulierend eingreifenden baupolizeilichen Pläne mit übergeordneten Gesichtspunkten folgten. An dieser Stelle muß W. Pampel widersprochen werden, der zusammenfassend behauptet: "In Dresden hat sich der städtebauliche Aufbau im 19. Jahrhundert planmäßig entwickelt".(93) Gerade in den Jahrzehnten vor dem Aufstellen eines Generalbauplanes ist in Bezug auf das Konzept der Abgrenzungslinien offener und geschlossener Bebauung eine schwankende, nicht eindeutig zu definierende Haltung zu erkennen.
Ein typisches Beispiel für eine spontane, anfänglich ungeplante Stadterweiterung ist das Englische Viertel an der Bürgerwiese.(94)
Auslösendes Moment zur Neuanlage dieses Viertels war die Initiative von Frédéric de Villers, Französisch-lehrer an der adligen Kadettenschule, der das ererbte, weitläufige Gartengrundstück der Gräfin Moscinsky 1827 preiswert veräußerte.(95) An der Westkante des Grundstückes mußte 1847 wegen neuer Zugänge eine Straße, die Lüttichaustraße, angelegt werden. Sie bildete den Ausgangspunkt für vier neue Straßen, die innerhalb weniger Jahre entstanden: die Struvesche-, Moscinsky- und die Räcknitzer Straße und die Lindengasse (Abbildung Nr.4, Dresden Altstadt 1849).
Die Ausdehnung des Viertels erfolgte zunächst zur stadtnahen Seite nach Nordwesten hin in geschlossener Bauweise. Für dieses Gebiet wurde kein Regulativ erstellt und den Grundstückseigentümern ist es gelungen, die dem bisherigen Stadtbaukonzept zuwiderlaufende geschlossene Bebauungsart für Vorstädte durchzusetzen. Die Zustimmung der Baupolizeibehörde zu dieser Konzeptänderung könnte dadurch erklärt werden, daß sich Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts die Umwandlung ehemaliger Vorstädte zum Innenstadtbereich allgemein beschleunigte. Ein großer Teil der Seevorstadt wurde mittlerweile zum Stadtzentrum dazugerechnet und galt nicht mehr als Stadtrandzone. Zudem muß man bedenken, daß, wie auf dem Stadtplan von 1849 zu erkennen, auch in den Vorstädten geschlossene Häuserzeilen aus der Barockzeit bereits vorhanden waren und eine Anpassung an die bestehende Bebauungsart nahelag.
1863 schritt die Baubehörde in diesen "wilden" Siedlungsprozeß ein und erstellte ein Regulativ für die noch unbebaute Fläche an der äußeren Bürgerwiese wieder in offener Bauweise.(96)

Das System der Straßenaufteilung im Bereich um die Lüttichaustraße folgte dem traditionellen Muster gerader Straßen, die sich im rechten Winkel kreuzten. Diese klassische Methode des Rastersystems erklärt sich durch die vorgenommene Unterteilung des Villers'schen Gartengrundstücks, welches man rationellerweise bei ebenem Terain rechtwinklig schnitt. Sie ist durchaus charakteristisch für die meisten der Dresdner Neubaugebiete in dieser Zeit. Die weniger nach künstlerischen, sondern mehr nach technischen Gesichtspunkten vorgenommene Straßen-aufteilung, auch als ingenieurmäßige Stadtplanung, oder als "orthogonale Fluchtlinienplanung"(97) bezeichnet, gliederte das Bauland stereotypisch in rechtwinklige oder dreieckige Blöcke zwar zweckmäßig, aber letztlich etwas unoriginell. Wohltuend hebt sich nun aus diesem Schema die natürlich geschwungene Staße An der Bürgerwiese ab, die das Englische Viertel nordöstlich zum Bürgerpark hin abgrenzt und sich dem Profil der mittelalterlichen Ratswiese anpaßt.(98) Der Straßenplan für dieses Gebiet wurde unter Beteiligung des preußischen Gartenbaudirektors Peter Joseph Lenné erarbeitet, der die von ihm zu gestaltende Bürgerwiese und das angrenzende Wohnviertel zu einer Einheit verschmelzen ließ. Im Sinne einer Weiterführung der natürlichen Park-landschaft im englischen Stil sollten die anliegenden Straßen mit ihrer geschwungenen Führung einen Übergang von den neu gestalteten Teilen der Bürgerwiese und dem südwestlichen Karree des Großen Gartens zu den Wohnquartieren schaffen.(99) Lenné war zudem der Auffassung, Straßen in sanft aus- und einbiegenden Kurven seien weit anmutiger und effektvoller als lange, geradlinige Straßenführungen. Die Ende der sechziger Jahren angelegten, elegant gekurvten Straßen (Goethe-, Lessing-, Gellert und Parkstraße) haben tatsächlich eine großzügige Leichtigkeit, die in der Gründerzeit einem verstärkten Ordnung- und Systemstreben weichen mußte und die erst mit der Gartenstadtbewegung in Hellerau am Anfang des 20. Jahrhundert wieder aufkam.
Lenné wies in seinen Empfehlungen für das neue Viertel ausdrücklich auch auf die Anlage breiter Straßen hin, damit "auf beiden Seiten Baum-Alleen gepflanzt werden könnten, "denn Bäume seien gewissermaßen als 'Lungen' einer großen Stadt anzusehen".(100) Er fordert sogar, die ganze Umgebung des neuen Stadtteils frei von jeglichem Gewerbe zu halten, welches Rauch, Dampf oder andere Verunreinigungen verursacht,

da die Stadt Dresden, bei der raschen Zunahme ihrer Bevölkerung und ihrer Industrie sich auf allen anderen Seiten mit derartigen Etablissements und zahlreichen Dampf- und Rauch- Essen eng zu umgürten im Begriff stehe, welche den Zutritt der reinen frischen Luft verhindern, und daher in Zeiten darauf Bedacht zu nehmen sei, daß der Zugang der reinen Luft in die Stadt wenigstens von einer Seite, der südöstlichen, her ermöglicht bleibe.(101)

Daß die Befürchtungen Lennés nicht in diesem Ausmaß eintraten, wird im Kapitel 5.2.2. über die Regulierung der Industriestandorte eingehender beschrieben. Aber seine Appelle, in den sich entwickelnden Industriestädten Rücksicht auf klimatologische Belange zu nehmen, wurden bei den Planungsstellen verarbeitet, so daß im § 10 des besagten Regulativs von 1863 für dieses Gebiet das Anlegen und Unterhalten von Alleebäumen zwischen Promenadenwegen und Fahrbahnen auf Kosten der Stadtgemeinde festgeschrieben wurde.

In der Seevorstadt erfolgte um die Jahrhundertmitte noch die Anlage einer weiteren Straße, welche eine große Bedeutung für die gesamte Stadtentwicklung gewinnen sollte. Mit der Festlegung des Standortes Böhmischer Bahnhof, weit im Süden der Stadt gelegen, war eine direkte Verbindungsstraße zur inneren Altstadt dringend notwendig geworden. Von 1851 - 53 konnte diese Bahnhofstraße, die Prager Straße, als Fortsetzung der alten Nord-Süd-Stadtachse angelegt werden.(102) Diese Straße, welche sich bald zur belebtesten Einkaufs- und Geschäftsstraße der Stadt entwickelte, löste für die gesamte Seevorstadt einen starken Bauimpuls aus.
Im Verlauf von ca. 20 Jahren wuchs dann das Gebiet zwischen Prager- und Lüttichaustraße zusammen, wohlbemerkt ohne ordnendes städtisches Regulativ. Allerdings versuchte man, bei der Erschließung des Geländes und dem Anlegen der neuen Verbindungsstraßen zwischen Prager Straße und Bürgerwiese das vorhandene System der Grundstückseinteilung zu respektieren und neue Straßen entlang der alten Feldergrenzen zu ziehen, wie z.B. die Christianstraße (seit 1858). Mit der Verlängerung der Struveschen Straße als Anbindung an die mittelalterliche Große Obersee Gasse konnte allerdings ein Durchschneiden von Grundstücken nicht mehr vermieden werden. Die Anlieger mußten Anfang der siebziger Jahre ihre Häuser dem Bau der erweiterten Struveschen Straße opfern.
Inmitten des neu entstandenen Stadtquartiers wurde 1861 der runde Ferdinandplatz und 1867 der rechteckige Moltkeplatz errichtet. Hier trat dann wieder § 95 der Dresdner Bauordnung in Kraft, wonach die Bebauung neuer Plätze nach einem Bebauungsplan erfolgen solle.
Der Anlage öffentlicher Plätze schenkte die Baubehörde in Dresden große Aufmerksamkeit. In den Stadterweiterungsgebieten entstanden bis zum Ende des Jahrhunderts eine ganze Reihe runder, halbrunder, rechteckiger oder quadratischer Plätze. Sie wurden meistens durch ein Denkmal oder eine Brunnenanlage in der Mitte aufgelockert, um welche die Garten-verwaltung Grünanlagen mit Blumenbeeten und Bosketts nach dem Vorbild englischer squares anlegen ließ.

Offene und geschlossene Bauweise um die Jahrhundertmitte

Neben der angestrebten offenen Bauweise in den Stadterweiterungsgebieten wurden, wie eben dargelegt, in der erweiterten Innenstadt wieder geschlossene Häuserreihen gebaut. Ein weiteres Beispiel dafür ist die 1844 angelegte Birkenstraße (ab 1893 Nieritz-straße) in der inneren Neustadt (Abbildung Nr.5 Dresden Neustadt 1852, links von der Königsstraße). Verständlich wird in diesem Fall das städtebauliche Konzept dieser Zeit, welches beide Bauweisen zwar weiterhin nebeneinander gelten ließ, aber eine Mischung, ein Durcheinander beider Arten zu vermeiden suchte. Die Birkenstraße befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den geschlossen Barockachsen König- und Hauptstraße. Eine logische Fortsetzung des dichten Innenstadtgebietes hielt man jetzt für angemessener als die ländliche, lockere Bauweise, die sich hinter dem Gebiet bis zum Bautzner (Albert-) Platz erstreckt.
Ähnlich wie in der Seevorstadt war man auch im Bereich der Birkenstraße bemüht, dem jeweiligen Baugebiet einen einheitlichen Charakter zu geben. Insbesondere wurde unterschieden zwischen städtisch geschlossener und ländlich offener Bebauungsweise. Im Generalbebauungsplan von 1862 wurden die Grenzen dieser Zonen dann genauer definiert, obwohl auch sie in den nächst folgenden Jahren nicht generell befolgt wurden. Die Schwankungen und Unklarheiten in den Bebauungsweisen könnten als eine Suche nach einer neuen Idendität der Stadt im industriellen Umbruchzeitalter gedeutet werden.

Für die offene Bauweise legte die Baupolizei weiterhin, wie schon in den Regulativen für die Flächen der ehemaligen Festungswerke, die Parzellengröße und die Standorte der Gebäude innerhalb der Grundstücke fest (rechtwinklig zur Straße, in die Mitte). Dabei wurden, um den neuen Stadtvierteln einen großzügigen Eindruck zu verleihen, die Parzellen auf 50 Ellen = 28,32 m Länge zugeschnitten und weiterhin eine Unterteilung der Grundstücke untersagt. Diesen Regelungen widersetzten sich die Bauherren mit Entschiedenheit. Sie drängten auf kleiner bemessene Grundstücke und unternahmen immer neue Versuche, Flächen zu unterteilen oder die Gebäude unmittelbar an die Straße zu setzen. Mitte der 50er Jahre gab man dann das Verfahren der genauen Bestimmungen für Grundstücksgröße und Lage der Gebäude auf, da die Kritik zu sehr angewachsen war und bei steigender Einwohnerzahl die Flächen tatsächlich zu schlecht ausgelastet wurden. In den Regulativen finden sich nur noch die Baufluchten sowie - bei offener Bebauung- die Grenzabstände (Vorgartentiefe, Seitenabstände).


(87) Dresden hatte hinter Berlin in den Jahren 1843 - 1871 das jährlich höchste Bevölkerungswachstum innerhalb Deutschlands zu verzeichnen: Berlin 4,09%, Dresden 3,73%, Breslau 3,42%, München 2,37%, Köln 1,73%. Vgl. Richard Baumeister, Stadterweiterungen in technischer, baupolizei- licher und wirtschaftlicher Beziehung, Berlin 1876, S. 8.
(88) Einzelheiten der Verschmelzung des Neuen Anbaus mit der Neustadt siehe: Kurze geschichtliche Übersicht der Entstehung und Fortbildung des ehemaligen neuen Anbaus vor hiesiger Neustadt, Dresden 1835 (RA, B 70. 1170). Ausführliche Darstellung der Entwicklung der Antonstadt (jetzt Äußere Neustadt): H. Haug, Die Entstehung der Antonstadt, in: Dresdner Geschichtsblätter 1896, Nr.1, S. 241-249.
(89) Zur Geschichte der Friedrichstadt: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Denkmale in Sachsen, Stadt Dresden - Friedrichstadt, bearbeitet von Volker Helas (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland), Dresden/Basel 1994.
(90) RA, B 72. 171, Rezeß über die Vereinigung der Vorstädte mit der Stadt Dresden in Verwaltungsangelegenheiten, B 72.171, 1836.
(91) HSTA, MdI 11 514, Den allg. Stadtbauplan von Dresden betr. 1859 - 79, 13.4.1861.
(92) Vgl. Inge Schanze, Die räumliche und funktionelle Entwicklung der südöstlichen Vorstädte Dresdens, Diss. Leipzig 1953, S. 35.
(93) W. Pampel, Die städtebauliche Entwickung (...), S. 148.
(94) Der Name wies auf die hier zahlreich lebenden Ausländer, insbesondere aus dem englisch sprachigen Raum hin, für die 1868/69 die Englische Kirche gebaut wurde.
(95) Vgl. Thomas Wieczorek, Das Villenviertel an der Bürgerwiese, in: Franke, Ronald/Laudel, Heidrun (Hrsgg.): Bauen in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert, Dresden 1991, S. 25f.
(96) Regulativ für die Bebauung des innerhalb des Stadtbezirkes gelegenen Terrains zwischen der äußeren Bürgerwiese und der sächsich-böhmischen Eisenbahn, 4.9.1863, in: Sammlung, S. 181.
(97) Begriff: Thomas Hall, Planung europäischer Haupt- städte. Zur Entwicklung des Städtebaus im 19. Jahrhundert, Stockholm 1986.
(98) siehe dazu: Kapitel 5.3.1. Die Anlage des Stadtparks Bürgerwiese.
(99) Zum Einfluß Lennés auf die Gestaltung der Bürger- wiese, Vgl. Gerhard Hinz, Peter Joseph Lenné. Das Gesamtwerk des Gartenarchitekten und Städte- planers, Zürich/Hildesheim/New York 1989, S. 430-442.
(100) ebd., S. 437. Der Dresdner Stadtrat Ferdinand Hempel, der mit Lenné eng zusammenarbeitete, gibt in einem detaillierten Bericht dessen Äußerungen sehr authentisch wirkend wider. Der Original- bericht Lennés vom 23. Februar 1858 ist leider verschollen.
(101) ebd.
(102) Merkwürdig für eine Hauptverkehrsstraße bleibt die geringe Breite der Prager Straße von 30 Ellen (= 17,5 Meter). Obwohl dadurch eine höhere Urbanität erreicht wurde, hätte eine großzügig angelegte Promenade einen besseren Verkehrsfluß gewährleistet und der Stadt einen großstädtisch- eren Eindruck verliehn. Zudem war ja in der Bauordnung von 1827 ausdrücklich auf die Anlage breiter Straßen hingewiesen worden.